Strukturwandel – Schienen – Ideen

Von Johannes Bortlisz-Dickhoff
Bergheim am 02.03.2022

Die Karte skizziert die Ideen, die zu einem Ausbau des Schienenetzes entwickelt werden können.

Ich gehe im Folgenden darauf ein und beginne mit den grün dargestellten Ideen zu Stadtbahnausbauten. Begrifflich zu unterscheiden sind Stadtbahnen von der S-Bahn. Währende die S-Bahn ein Produkt diverser Eisenbahngesellschaften ist und für den schnellen regionalen Nahverkehr im Streckennetz der DB konzipiert ist und nach der Eisenbahnbetriebsordnung (EBO) gefahren wird, ist die Stadtbahn aus städtischen Straßenbahnnetzen entwickelt, wird innerorts nach der Betriebsordnung Straßenbahn (BoStrab) und in der Region mitunter auch nach EBO betrieben.

Zu den Linien:

Stadtbahnlinie 16: Sie gehört in Köln zum Hochflurbahnnetz, wurde als Rheinuferbahn errichtet und verkehrt zwischen Köln und Bonn über Wesseling und Bornheim. An weiteren Taktverdichtungen wird gearbeitet. Es gibt Konfliktpunkte mit dem auf der Trasse erforderlichen Güterverkehr, weil normal breite Güterwagen nicht an den Hochbahnsteigen der Stadtbahn vorbeikommen. Dies ist technisch durch die Verlegung eines weiteren Gleises ausreichend weit vom Stadtbahn-Bahnsteig entfernt möglich.

Stadtbahnlinie 17: Sie gehört ebenfalls in Köln zum Hochflurbahnnetz und endet aktuell in Köln- Sürth. Unser Vorschlag ist, sie weiter über die sogenannte Querbahn von Wesseling nach Brühl-Mitte zu führen. Damit erschließt sich der gesamte linksrheinischen Korridor zwischen Köln und Bonn zwischen Rhein und Ville für die Stadtbahnnutzenden, ohne dass sie über Bonn oder den Kölner Barbarossaplatz lange Umwege in Kauf nehmen müssen.

Stadtbahnlinie 5: Nach dem Bau der Stadtbahnlinie 5 über Köln-Rondorf bis Meschenich kann eine weitere Verlängerung dieser Stadtbahn bis zur Querbahn und dann nach Brühl Mitte für eine weitere Alternativverbindung sorgen.

Stadtbahnlinie 18: Die 18 gehört auch zum Hochflurbahnnetz, wurde als Vorgebirgsbahn gebaut und zwischenzeitlich vom legendären „Feurigen Elias“ bedient. Die 18 verbindet Köln über Hürth, Brühl, Bornheim und Alfter mit Bonn. In Hürth soll sie mit einem Abzweig auch zum Einkaufszentrum geführt werden. Denkbar ist, sie über die Schwarze Bahn durch Alt-Hürth zum Knapsacker-Chemiehügel zu führen.

Stadtbahnlinie 7: Die Stadtbahnlinie 7 nutzt die Trasse der Köln-Frechen-Benzelrather-Eisenbahnen und verbindet im Niederflurnetz Köln mit Frechen. Es sind Verlängerungen in der Diskussion. In Frechen wird die Verlängerung nach Grube Carl diskutiert. Eine Machbarkeitsstudie, die auch vom Kreis unterstützt wird, favorisiert die Verlängerung über das Marienfeld nach Türnich II/III bis zur alten Tasse Horrem-Liblar und sodann über die noch vorhandene Trasse nach Kerpen-Rathaus.

Stadtbahnlinie 1: Auch die Stadtbahnlinie 1 fährt im Niederflurnetz und führt von Weiden-West in die Kölner Innenstadt.

Stadtbahnlinie 4: Die Stadtbahnlinie 4 im Hochflurnetz endet aktuell in Bocklemünd und soll über Widdersdorf, Brauweiler und Glessen nach Niederaußem geführt werden. Wir treten für einen Verknüpfungsbahnhof in Niederaußem mit der Hambachbahntrasse.

Zu den Regionalbahn- und Regionalexpresslinien sage ich hier nichts. Hier findet kein weiterer Ausbau statt. Es wird aber zu weiteren Elektrifizierungen kommen, die auch erforderlich sind. Zum Beispiel Bonn – Euskirchen oder die Eifelstrecke.

Die S-Bahn-Linien unterliegen erheblichen Ausbauvorstellungen. Ich halte den S-Bahn-Westring für gesetzt und gehe für das Gebiet des Rhein-Erft-Kreises von folgenden S-Bahn-Verbindungen in den Zielnetzen aus:

S 17 Köln-Kalk – KölnHBF – West – Süd – Kalscheuren – Brühl – Sechtem – Bonn

S 15 Marienheide – … – KölnHBF – West – Süd – Kalscheuren – Fischenich – Kierberg – Erftstadt – Weilerswist – Euskirchen – Kall

S 13 Bonn-Oberkassel – … – Köln/Bonn Flughafen – … – KölnHBF – Ehrenfeld – Königsdorf – Horrem – Sindorf – Düren

S 12 Au (Sieg) – … – Köln/Bonn flughafen – …- KölnHBF – Ehrenfeld – Königsdorf – Horrem – Quadrath – Bergheim – Bedburg – Grevenbroich (RB38)

S 6 Düsseldorf – … Leverkusen – … – KölnHBF – Ehrenfeld – Pulheim – Stommeln – Rommerskirchen – Grevenbroich – Mönchengladbach

Mit der Verfügbarkeit der Werksbahnen Nord-Süd-Bahn und Hambach-Bahn werden weitere Verbindungen auf S-Bahn-Niveau denkbar:

S-Bahn Hambach-S-Bahn von Rommerskirchen (S-Bahn Köln-Grevenbroich) über Niederaußem (Stadtbahn 4), Paffendorf (S-Bahn Köln – Bedburg), Grouven, Geilrath (S-Bahn Köln-Düren), Merzenich, Jülich (Rurtalbahn)

S-Bahn Nord-Süd-S-Bahn von Grevenbroich (diverse Verbindungen) über Frimmersdorf, Rath, Niederaußem (Hambachbahn, Stadtbahn 4), Glessen-Wald, Habbelrath, Anschluss Stadtbahn 7, Berrenrath (Schrägaufzug), Knapsack, GIB Barbarahof, Remondis, Liblarer See (S-Bahn Liblar, Weilerswist, Euskirchen), Kierberg, Fischenich (Stadtbahn 18), Kalscheuren, Brühl, Bonn

S-Bahn Revier-S-Bahn von Düsseldorf über Neuss, Grevenbroich (diverse Verbindungen), Gustorf, Frimmersdorf, Bedburg, Titz nach Jülich

Mit unklar sind folgende Fragestellungen:

Das Planerbüro MUST schlägt in Elsdorf eine Trasse für die S 12 bis zum künftigen Seebad vor. Im Regionalplanentwurf wird dafür die Trasse der alten Zugverbindung von Bedburg über Elsdorf nach Düren vorgesehen, die inzwischen als Alleenradweg und auch baulich überplant ist. Wenn eine Verbindung von Düsseldorf über Bedburg hinaus gebaut werden wird, wird sie als Revier-S-Bahn direkter nach Titz und Jülich führen. Für Elsdorf finde ich naheliegender, auf der Hambach-S-Bahn einen Haltepunkt Grouven und einen Haltepunkt Manheimer Bucht vorzusehen.


Die Verbindung auf der alten Trasse von Horrem nach Liblar befindet sich in einer Machbarkeitsstudie und wird geprüft. Sollte sie möglich sein, könnte die auf der Hambachbahn vorgesehene S-Bahn auch auf der Trasse von Bedburg über Bergheim und Horrem nach Erftstadt geführt werden. Die Nord-Süd-Bahn könnte dann im wesentlich für den Güterverkehr genutzt werden. Ich sehe aber erhebliche Schwierigkeiten einer Trassenführung, weil sie zum Teil überbaut ist. Die Nord-Süd-S-Bahn hätte tatsächlich noch Siedlungsraum erschließende Potenziale, beispielsweise in Habbelrath.
Schließlich ist auch noch unklar, ob eine weitere S-Bahn-Linie langfristig von der Stammstrecke Köln – Düren abgezweigt werden müsste. Dafür böte sich dann an, in Geilrath Richtung Manheim-Neu bis westlich der Ortslage Kerpen zu kommen. Auch das würde ich offen lassen.

Für den Güterverkehr sehe ich folgende regionale Möglichkeiten:


Von Aachen in Merzenich mit Neubaustück unter der A 4 neu bis zur Hambachbahn. Über die Hambachbahn bis Niederaußem. Dort verzweigen und zum einen weiter nach Rommerskirchen und Köln-Nord, zum zweiten nach Frimmersdorf und Grevenbroich in Richtung Mönchengladbach und Düsseldorf, zum dritten über die Nord-Süd-Bahn nach Süden bis Knapsack und sodann über einen kurzen Neubauabschnitt (Barbarabahn) zur Eifelstrecke zwischen Liblar und Kierberg am Liblarer See. Über die Eifelstrecke zum einen Richtung Trier, zum anderen über Kierberg und Fischenich nach Kalscheuren. Dort auf die DB-Hauptbahn Köln-Bonn und damit nach Eifeltor und über die HGK-Trasse Querbahn nach Wesseling zur Shell. Über die Betriebsbahnen von Shell und Evonik Lülsdorf mit einer hier richtig platzierten Rhein-Schienen-Brücke bis nach Troisdorf auf die geplante Verbindungsstrecke Troisdorf – Mainz.

Haushaltsbewertung und Rückblick: Ratssitzung am 16.12.2019

Eisiger Haushalt - Symbolbild

Sehr geehrter Herr Bürgermeister
Sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung
Sehr geehrte Damen und Herren Ratsmitglieder
Sehr geehrte Damen und Herren der berichtenden Künste
Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger von Brühl,

zuerst und ganz unabhängig von unserer mitunter kleinkarierten Diskussion über den städtischen Haushalt gilt es einige ganz grundsätzliche Sachverhalte anzusprechen, die unserer Zusammenleben grundlegend betreffen. Ganz schleichend schafft sich überall in der sogenannten freien Welt ein Gesinnungswandel Geltung, dem ganz grundsätzlich und konsequent Einhalt geboten werden muss.

Es ist nicht nur der Herr Trump im fernen Amerika, nicht nur der Herr Orban in Ungarn, die Frau Le Pen in Frankreich, nicht nur der Herr Höcke in Thüringen, die sich trauen das Verbotene wieder auszusprechen, die sich anmaßen auf einen rassistisch definierten Volksbegriff zurückzugreifen, die wieder minderwertiges Leben definieren und dabei mitunter völlig harmlos daherkommen, wie beispielsweise in dem Vorschlag, Hilfeberechtigten die Wahl zu lassen zwischen staatlicher Unterstützung und dem Wahlrecht mit der netten Begründung, Hilfeempfänger seien schließlich politisch befangen. Nein es sind nicht nur einzelne Auswüchse und sie sind nicht so weit weg.

Als der langjährige Sprecher der Brühler Initiative für Völkerverständigung und Vorsitzende des Fördervereins der Initiative 50TausendBäume jüngst verstarb, hat ein Brühler Faschist die Traueranzeige mit dem Begriff „Volksverräter“ gekennzeichnet, auf das Logo der Initiative einen Judenstern platziert, auf das Bild der Stirn des Toten „Jud“ eingraviert und den Satz „Am 16. Oktober 2019 verstarb er“ mit dem Kommentar PRIMA versehen und das Ganze dann natürlich anonym der Initiative zukommen lassen.

Darüber können und wollen wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Denn das Gift wirkt schleichend. Faschistische, nationalsozialistische Positionen werden wieder gesagt, in den sozialen Medien, in den Demonstrationen von Pegida und anderen rechten Organisationen, auf der Straße. Es gilt zunehmend als eine mögliche Gesinnung, die Polizei schützt Umzüge, der Bürgermeister muss Räume zur Verfügung stellen für Veranstaltungen der AfD und was macht er auf Wunsch der Schulgemeinde, er will die politischen Parteien insgesamt aus der Schule verbannen. Damit hätte die AfD schon ein Ziel erreicht, nämlich, dass die Parteien insgesamt als nicht ganz koscher wahrgenommen werden. Ein gesunder Volkskörper braucht nicht den Parteienstreit, der braucht einen Führer. Auch deshalb haben wir gegen den Ausschluss der Parteien aus den Schulen gestimmt. Der gepflegte Streit zwischen den Parteien gehört ganz wesentlich zur Demokratie. Niemand ist im Besitz der einen Wahrheit, alle sind bestrebt, das Beste zu wollen. Oft ist das Ergebnis einer Verständigung unter vielen besser als die jeweilige Ausgangsposition der Parteien. So wollen wir auch im Umgang mit der AfD und anderen einfältigen Flachdenkern den demokratischen Prozess des Austausches von Positionen setzen. Wenn die AfD in die Schulen will, dann soll sie das öffentlich machen. Dann sollen die demokratischen Parteien, dann soll die Zivilgesellschaft die Chance haben, sich mit den Rechten und Nazis auseinander zu setzen. An Orten der Bildung und an Orten der Öffentlichkeit.

Damit erkläre ich Nazis aber eben nicht zu Demokraten. Auch der Nazi Hitler ist demokratisch gewählt worden. Zur Demokratie gehört eben nicht nur, gewählt zu werden, sondern auch zu ertragen, dass man nicht von allen gewählt wird, dass es andere Positionen, Meinungen, Herkünfte, Religionen, Essgewohnheiten, Hautfarben, gibt. Alle Menschen mit ihren jeweiligen Besonderheiten haben eigene unveräußerliche Rechte. Gerade dies zu leugnen ist definitiv für faschistische Grundhaltungen. Sie sind daher auch keine zu tolerierenden Meinungen, die von der Meinungsfreiheit gedeckt wären, sondern Straftatbestände, die von Staats wegen zu verfolgen sind.

Die Menschenrechte sind unveräußerlich, die Würde des Menschen ist unantastbar. Diese Feststellungen sind die Grundsätze unserer Verfassung. Sie sind explizit ausgenommen davon, mit zwei Drittel Mehrheit geändert werden zu können.

Die rechte Hetze führt, wie der NSU, der Mord an Lübcke, die Anschläge  in Solingen, Rostock und Halle oder die Morddrohungen gegen Cem Özdemir und Claudia Roth zeigen, zu tatsächlicher Gewalt.

Hier muss auch die Zivilgesellschaft klar sein. Es war gut, dass am 9. November so viele Brühlerinnen und Brühler beim Schweigegang mitgemacht haben. Es muss aber mehr passieren und wir müssen uns an jedem Ort klar sein, dass wir hier und jetzt Demokratie und Menschenwürde zu verteidigen haben.

Allen Wahnsinnigen, die an so etwas wie einen deutschen Volkskörper glauben, empfehle ich das lesenswerte Buch von Johannes Krause: Die Reise unserer Gene. Mithilfe der Genanalyse von altem Knochenmaterial wird die globale Wanderungsbewegung des Menschen dargestellt. Jeder Mensch ist über Ecken mit jedem anderen verwandt. Die Vorstellung einer deutschen oder einer nordischen oder einer weißen Rasse ist wissenschaftlich nicht haltbar und blanke Ideologie zur Rechtfertigung von Gewalt gegen diskriminierte Gruppen.

Nie wieder Faschismus.

Ich könnte es mir und Ihnen hinsichtlich der Bewertung des letzten Jahres und des im Haushalt aufgezeigten Plans für das nächste Jahr ganz einfach machen.

Es wäre nämlich wirklich ein leichtes, einfach auf meine Rede aus dem letzten Jahr zu verweisen, sie zu Protokoll zu geben und inständig darauf zu hoffen, dass es vielleicht im nächsten Jahr was wird, mit den angesprochenen Fragen, Projekten, Vorsätzen, Beschlüssen, Entwicklungen ….

Das, was mich bei der Durchsicht am meisten erschreckt hat, ist, dass das alles so furchtbar aktuell ist, dass nichts besser geworden ist, dass nichts weiter entwickelt wurde, dass die gesamte Mühe, die wir uns mit fleißigen Besuchen der Ausschuss- und Ratssitzungen machen, mit dem Entwickeln von Anträgen, mit dem Werben beim Koalitionspartner an verschiedenen Ecken und Enden zum Erliegen kommt.

Angefangen hatte ich mit dem Verweis auf die Klimakatastrophe und das Bemühen von Greta Thunberg, darauf aufmerksam zu machen. Was ist passiert? Ganze Heerschaaren von Bots-Betreibern, weite Teile der Presse und der Parteien und vor allem auch die rechtsradikale Brut sind über diese junge Frau hergefallen, haben abstruse Verschwörungstheorien zusammengebastelt, warum das nicht sein kann, dass eine junge Autistin uns allen den Spiegel vorhält und womöglich am Ende noch Recht behält, wo wir doch alle nur ganz normal weiterleben wollten, mit unseren Autos, mit unserem Recht auf Freiheit, mit unserer Fliegerei, mit der ständigen Verfügbarkeit von Erdbeeren und Roastbeef. Da sage ich jetzt nichts weiter zu. Gesagt ist genug, Gehandelt ist zu wenig.

Wir hoffen wirklich darauf, dass sich mit der gemeinsamen Erklärung zur Klimakatstrophe und dem heutigen Beschluss zu einem Masterplan Klima die Stadtgesellschaft umfassend auf den Weg macht, den Klimawandel in seinen schon sicheren Auswirkungen zu bewältigen und die weitere Freisetzung von Klimagasen durch ein Bündel von Maßnahmen zu reduzieren. Natürlich hat Brühl kaum Einfluss auf das Klima des gesamten Planeten. Aber: ohne den Optimismus, Lösungen zu entwickeln und auf den Prozess zu vertrauen, der ja nicht nur in Brühl stattfindet, wird es nicht gehen. Wenn nur zwei Prozent unserer Dachflächen-Photovoltaik-Potenziale genutzt werden, wissen wir, was zu tun ist.

Das Programm ist vielfältiger und soll hier nicht noch einmal begründet werden. Es soll mit und durch die Stadtgesellschaft entwickelt werden, mit Industrie, Gewerbe, Handel, mit Vereinen und Initiativen, mit Ideen der Einzelnen, in der ganzen multikulturellen Vielfalt und auf dem doch sehr beschränktem Raum.

Flächenmäßig klein, hervorragend zwischen Bonn und Köln, dem Rhein und dem Vorgebirge gelegen, ist Brühl hoch attraktiv. Zwei Eisenbahnverbindungen mit zwei Bahnhöfen nach Köln, Bonn und in die Eifel, eine Stadtbahnverbindung nach Köln und Bonn mit fünf Haltepunkten bieten eine eigentlich hervorragend gute ÖPNV-Versorgung, ergänzt um die Regionalbuslinien und ein nach wie vor gut funktionierendes, aber ausbaufähiges Stadtbussystem machen Brühl spannend als Wohnort für junge Familien. Dass wir hier mehr machen können und machen werden, ist verabredet. In der Perspektive müssen wir in der Region natürlich auch für einen weiteren Streckenausbau und die Nutzung der vorhandenen Schieneninfrastruktur für den Personenverkehr eintreten.

[An dieser Stelle habe ich mündlich eine Passage ergänzt und sinngemäß folgendes gesagt:

Wenn Herr Weitz von der SPD meint, bei mir widersprüchliches Verhalten kritisieren zu müssen, weil ich auf der einen Seite die Finanzierung des Brühler Anteils am zweigleisigen Ausbau der Stadtbahnlinie 18 von Brühl-Süd nach Bonn unterstütze und auf der anderen Seite einen Antrag ablehne, der einen rein auf Brühl und Wesseling bezogenen Prüfauftrag für die Querbahn ablehne, dann hat er die Materie nicht durchdrungen. Stadtbahnprojekte müssen immer im regionalen Netz gedacht, konzipiert und finanziert werden. Daher stimmen wir heute auch dem FDP-Antrag zu, die Querbahn eben in Kooperation mit den Nachbarkommunen und dem VRS und der HGK weiter zu entwickeln. Eine rein Brühler Betrachtung bringt es eben nicht.

Dann weiter gemäß Manuskript:]

Die Querbahn zwischen Brühl und Wesseling könnte dabei als Teil einer Stadtbahnverlängerung der Linie 5, die auf Kölner Seite bis Meschenich ausgebaut werden soll, oder als Teil der vom Rhein-Erft-Kreis als Regionaltangente von Rommerskirchen über Niederaußem, Frechen, Hürth, Brühl, Wesseling und die geplante Schienenbrücke über den Rhein zum Flughafen, oder durch einzelne Fahrten von 18 oder 16 genutzt werden.

Der Ausbau der Haltepunkte und Bahnhöfe zu Mobilstationen ist beschlossen. Damit werden in hoffentlich ausreichender Zahl sichere Fahrradabstellmöglichkeiten und Ausleihstationen für Leihräder entstehen. Der Bahnhof am Schloss wird weiter ausgebaut. Er wird barrierefrei, die Radstation wird neu und deutlich größer gebaut. Wermuts-Tropfen dabei ist aber die schier unüberwindliche Blockadehaltung des Landes und seiner Schlossverwaltung, was die Frage eines Provisoriums für die Radstation angeht. Wir haben uns darum bemüht, über eine kleine Anfrage im Landtag Bewegung in die Sache zu bekommen. Auch der Brühler CDU-Abgeordnete im Landtag ist schon vorstellig geworden. Wir hoffen weiterhin, dass das Land noch ein Einsehen hat und uns das Provisorium auf dem Parkplatz am Bahnhof errichten lässt. Ansonsten bleibt leider nur der südöstliche Bereich des Belvedere-Parkplatzes. Der zusätzliche fünfminütige Fußweg zum Bahnhof macht die Sache aber als Pendlerfahrradparkplatz unattraktiv.

Wo ich jetzt so langsam zur Verkehrspolitik komme: Es muss auch weitere Buslinien geben. Im Brühler Süden fehlt eine und auch wichtige Ziele wie das BTV-Sportzentrum oder die Fachhochschule des Bundes und die Bundesfinanzakademie fehlen. Auch das Angebot an Sonn- und Feiertagen allein über das ja teurere AST-Angebot abzubilden, ist auf Dauer unzureichend. On-Demand-Systeme werden früher oder später den ÖPNV grundlegend verändern.

Die Fläche ist in Brühl nicht vermehrbar. Von dieser Fläche sind über 40 Prozent aufgrund der früheren Nutzung für die Braunkohlegewinnung für Gewerbe-, Industrie oder den Wohnungsbau nicht nutzbar. Das ist auch gut so und wir sind heilfroh, dass dem Phantasialand der Wunsch abhandengekommen wurde, sich in den Wald jenseits der alten Bundesstraße möglicherweise bis zum Liblarer Bahnhof zu verbreiten. Ein weiterer Teil Brühls steht ebenfalls aus historischen Gründen nicht für eine Überplanung zur Verfügung: dies ist das gesamte Sichtdreieck, dass durch die Weltkulturerbeschlösser gebildet wird. Südlich der Rheinstraße und nördlich der Bonnstraße ist keine Überplanung der Flächen möglich. Dies ist auf der einen Seite gut, denn damit bleiben große Freiräume offen, auf der anderen Seite erhöht es den Druck auf die anderen offenen Bereiche, denn nach wie vor ist im Großraum Köln-Bonn von massiv steigenden Bevölkerungszahlen auszugehen. Und damit steigen gerade auch in Brühl die Begehrlichkeiten.

Nach wie vor ist es uns nämlich noch nicht gelungen, die investorengesteuerte Siedlungsplanung durch eine Flächennutzungsplanung zu ersetzten, in der die Siedlungsentwicklung in eine funktionsfähige Freiraum-, Grün- und Biotopentwicklung einbettet ist. Wir arbeiten an Instrumenten. Beispielsweise wird eine Baulandstrategie entwickelt, schwarzgrün hat zum Haushalt beantragt, die Mittel dafür auf 1,5 Mio. € zu erhöhen. Wir werden die intensive Diskussion über den künftigen Flächennutzungsplan aber erst im nach der Kommunalwahl abschließen. Wir sind der Auffassung, dass hier die Parteien der Brühler Bürgerschaft klar und deutlich verraten müssen, wo sie denn hin wollen.

Für GRÜNE ist klar, dass es ohne eine integrierte Grünflächenplanung nicht gehen wird. Wir müssen intelligente Binnenverdichtung betreiben, müssen mit der GEBAUSIE den Mietwohnungsbau in viergeschossigen Häusern zu bezahlbaren Mietpreisen in energetisch sanierten und optimierten Häusern unter Nutzung von Photovoltaik und Mieterstrommodellen angehen. Wir brauchen darüber hinaus in neu entstehenden und vor allem in den vorhandenen Quartieren Strategien der Reduzierung der Autoflächen und den Ausbau der Flächen für das Radeln und das Zu Fuß gehen. Wir brauchen die Umsetzung der Programme Besitzbare und Bespielbare Stadt, damit die Stadt für die mobilitätseingeschränkten Menschen wieder begehbar und für die jungen Menschen wieder spielerisch erlebbar wird. Wir brauchen an und um die Häuser wieder mehr Grün: Fassaden und Dächer und vor allem Gärten bieten sich an. Die Gärten des Grauens gilt es mit allen zulässigen Mitteln zurück zu drängen. Ich bin dafür, dass sämtliche Freiflächen zwischen Straße und Hauswand öffentlich gewidmet bleiben, um die Verkiesung der Quartiere zu unterbinden und mit dem Anwohnerparken auch die Menge der zulässig auf der Straße abgestellten Autos zu verringern. Dafür bedarf es aber, darüber sprach ich schon, als Voraussetzung Quartiersgaragen. Die Straßenerschließung selbst darf dann nicht länger eine rein autogerechte sein, sondern muss Leben auf der Straße mit Kindern und Alten, mit Mobilitätseingeschränkten, mit Grün und Natur ermöglichen.

Seit Jahren bestehen wir richtigerweise in den Neubaugebieten auf einen Anschlusszwang an die Fernwärme. Neuere Überlegungen führen dazu, dass wir besser kleinere in die Wohngebiete integrierte Blockheizkraftwerke bauen, die den Kern wiederum für Quartiers-Mobilitätszentren bilden könnten. Hier müssen wir in den Gremien der Stadtwerke weitere Überlegungen anstellen.

In dem Zusammenhang ist auch der zentrale unserer Anträge zu nennen. Wir möchten, dass sich Brühl dazu bekennt, in absehbarer Zeit klimaneutral zu werden. Dazu dient ein Masterplan Klima, den wir ausführlich begründet haben. Wir haben den Antrag bis zuletzt noch bearbeitet und Vorschläge anderer Fraktionen berücksichtigen wollen. Es macht aus unserer Sicht Sinn, wenn wir als Stadtrat gemeinsam in der Klimafrage agieren. Wir müssen die Stadtgesellschaft mitnehmen, was insgesamt nur geht, wenn die demokratischen Parteien hier zusammenstehen. Insoweit bedauern wir, dass das hier und heute nicht vollständig möglich ist, und hoffen darauf, dass wir das in der nächsten Zeit hin bekommen.

Mit einer solchen Zielsetzung verbietet es sich eigentlich von selbst, Kaltluftentstehungsgebiete wie südlich von Am Daberger Hof und östlich der Willy-Brandt-Straße zu bebauen. Auch wenn uns die Zukunft der Fachhochschule des Bundes in Brühl wichtig ist. Sie könnte auch auf dem vorhandenen Campus erweitert werden. Die Autos ließen sich auch in ein Parkhaus bringen. Wir sind hier als GRÜNE festgelegt und machen das Investorenmodell nicht mit.

Zu den möglichen Folgen der erforderlichen Klimapolitik gehört auch, dass sich auch Brühler Betriebe wie das Eisenwerk, oder auch die Chemie in der Nachbarschaft auf die Herausforderungen der De-Karbonisierung einlassen müssen. Motorblöcke werden in Elektroautos so nicht mehr gebraucht, eine erdölbasierte Chemie wird es in 50 Jahren nicht mehr geben.

Andere Folgen von globalen Veränderungen erlebt der Einzelhandel. Onlinehandel über Bring-Dienste zerstören die Basis des bisherigen Einzelhandels. Darauf muss sich insbesondere auch die Innenstadt einstellen und daher tragen wir das Anliegen unseres Koalitionspartners gerne mit, mit einem Citymanagement Grundlagen für eine intakte Brühler Innenstadt zu sichern. Die Brühl-App allein wird da nicht reichen. Und von Telefonläden und Barber-Shops allein kann keine Innenstadt leben. Mit der Parkpalette am Finanzamt und der Reparatur des Parkleitsystems wird das Parkraumbewirtschaftungskonzept hoffentlich                und endlich funktionsfähig.

Mit dem Masterplan Fahrrad sind wir bisher nicht so recht glücklich geworden. Das ideale Verkehrsmittel in einer überschaubaren Stadt wie Brühl ist und bleibt das Fahrrad. Mit dem Siegeszug des Pedelec  gewinnt es für breite Bevölkerungsschichten eine echte Alltagstauglichkeit. Selbst ungeübte Radelnde schaffen es damit zum Berggeistsee oder nach Köln und zum Rhein. Die Radinfrastruktur reicht dafür aber nach wie vor nicht aus. Hier hatten wir uns von dem vom Planerbüro Südstadt konzipierten Radmasterplan Abhilfe erhofft. Wir hatten gehofft, Fahrradstraßen ausbauen, Radrouten möglichst ohne Konfliktpunkte mit dem Auto durch Brühl zu führen, die Sicherheit in den Kreuzungsbereichen zu erhöhen, die oft schlechte Radwegqualität zu beheben. Das vorliegende Werk, noch immer im Entwurfsstadium, lässt viele Fragen offen und ist hinsichtlich der breiten Rotstreifen, die keine Funktion als Radschutzstreifen haben, auch nicht kompatibel mit der Straßenverkehrsordnung. Das nutzt dann niemandem.

Um die regionale Bedeutung des Fahrrades zu unterstreichen, muss die regionale RadPendlerRoute Köln-Bonn in Brühl über den Bahnseitenweg geführt werden. Der hat noch einzelne Problempunkte, die aber gelöst werden können. Insbesondere die Querung der Pingsdorfer Straße am Stadtbahnhaltepunkt Brühl-Süd muss angegangen werden. Auch der Ville-Bahn-Radweg muss durchgehend als Radroute optimiert werden. Mit dem Antrag von CDU und GRÜNEN zum Radmasterplan haben wir insgesamt über 60 Punkte aufgezeigt, an denen wir akuten Handlungsbedarf sehen. Nach wie vor finde ich hoch bedauerlich, dass die Ost-West-Route entlang der südlichen Seite der Landesstraße 184 im Abschnitt auf der Konrad-Adenauer-Straße nicht zur Protected-bike-lane ausgebaut werden konnte. Wir werden sehen, wie sich die jetzt gefundene Lösung im Alltag bewährt. Ganz schrecklich wäre, wenn nicht sofort die missbräuchliche Verwendung der Fahrradspur auf der nördlichen Seite der Konrad-Adenauer-Straße als Parkstreifen rigoros bekämpft würde. Erst kürzlich ist in der Region ein Radfahrer tödlich verunglückt, weil ein unbeleuchteter Kleintransporter mal eben auf der Fahrradspur abgestellt wurde, um nach dem Weg zu fragen.

Wir brauchen möglichst straßenunabhängige Radwegeführungen durch die Stadt. Nach wie vor bestehen wir daher darauf, dass die Straßen An der Synagoge, Schützenstraße, Gartenstraße, Meyersweg, Parkstraße, Langenacker Straße als Fahrradstraße ausgewiesen werden. Anliegerverkehre  können zugelassen werden, doch das Fahrrad muss hier Vorrecht vor dem Auto erhalten. Die im Haushalt vorgesehenen Mittel von 200.000 € können zur Verbesserung der Situation im nächsten Jahr verwendet werden.

Hinsichtlich der Lärmbelastung unserer Straßen, insbesondere durch den LKW-Verkehr, müssen wir die Anstrengungen vergrößern, alle querenden Verkehre auf die Autobahn zu bringen. Dafür sind die Autobahn und die Bundesstraße 264 da. LKW-Verkehre mit Quelle oder Ziel in Brühl brauchen vorgeschriebene Wegweisungen. Problemlagen wie in der Kaiserstraße müssen nach wie vor weiter bearbeitet werden um Lösungen zu finden, die auch den Anliegen der Anwohner gerecht werden.

Noch gar nicht erwähnt hatte ich das Thema der elterlichen Bring-Dienste zur Kindertagesstätte und Schule. Ohne Einzugsgebiete für Schulen und Kitas wird sich das nicht vollständig ändern lassen. Elternparkplätze in fußläufiger Entfernung für Schule oder Kita werden nicht angenommen. Sinnvoll ist es daher nach wie vor, den Kindern eine autonome Mobilität durch das gemeinsame Laufen zur Schule nahezulegen. Der Kinderschutzbund ist auf diesem Sektor nach wie vor und dankenswerterweise unterwegs. Das Thema ist wichtig und darf nicht vernachlässigt werden.

Neben einer nachhaltigen und auf die Verkehrsmittel des Umweltverbundes setzenden Verkehrsinfrastruktur ist auch die Versorgung mit ausreichenden Plätzen in gesunden und pädagogisch wertvollen Kindertagesstätten und Schulen eine wichtige Aufgabe der Kommunen zur Daseinsvorsorge.

Wir hoffen, den Bedarf an Kindertagesstätten durch den ausstehenden Neubau der geplanten und zum Teil beschlossenen neuen Einrichtungen zu decken. Hier ist noch einiges in Fluss und kann noch nicht abschließend bewertet werden. Leider haben wir es nicht hinbekommen, gegen die Investoreninteressen neben dem zu groß geplanten Seniorenheim im geplanten Baugebiet an der Schwadorfer Schallenburg eine Kindertagesstätte zu integrieren.

Hinsichtlich der Grundschulen ist nach drei Jahren inständigen Bittens durch die einst zuständige Beigeordnete und die Fraktionen von CDU und GRÜNEN nun die Stelle der Schulentwicklungsplanung besetzt. Die jüngste Schulausschusssitzung macht Hoffnung, dass wir hier bald so aufgestellt sind, dass eine vernünftige Schulentwicklungsplanung mit guten Ergebnissen erfolgt. Dies ist nicht trivial, denn danach richten sich durchaus kostenintensive Entscheidungen über An- oder Neubauten von Schulen.

Insbesondere brauchen wir auch im Bereich der Weiterführenden Schulen verlässliche Planungsgrundlagen. Gut ist, dass wir den Neubau der Erich-Kästner-Realschule so realisieren werden, dass die Schule ganztagsfähig auf vier Züge ausgelegt wird. Durch die Kooperation mit der Gesamtschule – die einen noch nicht ganz klaren Ausbaubedarf hat und Schwerpunktschule für die Inklusion ist – wird hier unter der Hand dann doch eine Abiturausrichtung der Realschule ermöglicht. Ob sie dann irgendwann gemeinsam mit der Gesamtschule ebenso eine wird, hängt von den Bedarfsermittlungen und dem Elternwillen ab.

Dass wir im ehemaligen RWE-Gebäude einen provisorischen Schulbetrieb für die EKS aufrechterhalten können, ist hoch vernünftig und bietet im Anschluss weitere Entwicklungschancen für die Stadt, zum Beispiel für ein Gründerzentrum.

Die Stadt erhält aus drei Programmen Fördermittel, die den Schulen zugutekommen sollen. CDU und GRÜNE haben beantragt, für das Programm Gute Schule 2020 jeweils für die einzelnen Zuschussjahre Aufstellungen über die Verwendung der Projektmittel vorzulegen, damit nicht sachfremde Ausgaben stattfinden können. Die noch zur Verfügung stehenden Mittel aus dem Kommunalinvestitionsfördergesetz Kapitel 2 sollen für die energetische Sanierung der Brühler Schulen und für bauliche Maßnahmen im Bereich der Inklusion verwendet werden. Die Mittel aus dem Digitalpakt sollen für die Anschaffung von Hardware und für möglicherweise noch ausstehende Restarbeiten hinsichtlich der WLAN-Netze in den Schulen verwendet werden.

Auf Antrag von GRÜNEN und CDU wird die GEBAUSIE gebeten, Wohnraum für junge Erwachsene zur Verfügung zu stellen, die als  Jugendliche in der stationären Jugendhilfe untergebracht waren. Für Projekte der offenen Jugendarbeit sollen die Fördermittel um 20.000 € erhöht werden. Gut ist, dass die Mittel für den Bewegungsparcours oder die besitz- und bespielbare Stadt in ausreichender Höhe verwaltungsseitig in der Fortschreibung vorgesehen wurden.

Neben der guten verkehrlichen Anbindung Brühls ist natürlich auch das gewachsene Kulturleben für die Attraktivität der Stadt von herausragender Bedeutung. Zuallererst wird dann immer das Brauchtum genannt, aber ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich weder mit ausuferndem Karnevalgeschehen, noch mit dem Schützenwesen inniglich vertraut bin. Aber es gibt ja durchaus auch Westfalen-kompatible kulturelle Hochleistungen der Stadt. Insbesondere die baulichen wie die Schlösser, musikalische wie die Schlosskonzerte oder die hervorragende Musikschule und ihre verschiedenen Ensembles, oder auch cineastische wie das Zoomkino, Museen wie das Max-Ernst-Museum, und die breite Palette der bildenden Künste. Wir haben beantragt, jährlich jeweils 1.000 € für die IG Brühler Künstler und für die IG Brühl rockt vorzusehen.

Zu der verwegenen Aussage des Kämmerers, die Politik solle doch auch endlich einmal Konsolidierungsvorschläge machen, muss ich zumindest kurz eingehen. Um nicht erneut, wie in den vergangenen Jahren, meinen Fraktionskollegen vom Hagen zitieren zu müssen, will ich kurz aus der Stellungnahme der IHK zum Haushalt zitieren. Obwohl, wo ist eigentlich die Stellungnahme der Kirchen oder des allmächtigen BTVs oder des nicht minder mächtigen Festkommittees des Brühler Karnevals?

Nun die Industrie- und Handelskammer schreibt zur Finanzpolitik:

„Der Haushalt der Stadt Brühl hat sich im vergangenen Jahr dank überragender Gewerbesteuereinnahmen mit einem Aufkommen von über 30 Mio. Euro (Mehrertrag 9,3 Mio. Euro) überaus positiv entwickelt. Das Haushaltsjahr 2018 wird voraussichtlich mit einem Überschuss von 0,6 Mio. Euro abschließen und damit die Prognose von einem Fehlbetrag in Höhe von 14,4 Mio. Euro deutlich umkehren. Auch für das Haushaltsjahr 2019 lässt sich schon jetzt eine Verbesserung der Haushaltssituation ablesen. Sah der Haushaltsplanentwurf noch ein Defizit von etwa 10,1 Mio. Euro vor, so rechnet die Verwaltung mit einer Ergebnisverbesserung von 2,95 Mio. Euro womit sich das Ergebnis im Haushaltsabschluss mit einem Defizit von 8,1 Mio. Euro belaufen würde.“

Damit bestätigt die IHK das, was meine Fraktion seit Jahren feststellt: die reale Haushaltslage der Stadt hat nichts mit der Darstellung im Haushaltsentwurf zu tun. Der wird um Millionen schlechter gerechnet, als die eigentliche Finanzlage ist. Daher ist der Vorschlag des Kämmerers, die Fraktionen sollten Konsolidierungsvorschläge machen, auch wohlfeil.

Der größte grundsätzlich beeinflussbare Ausgabeblock im Haushalt ist und bleibt der Personalhaushalt. Seitdem der Nachfolgekrieg um den Stadtmonarchen Michael Kreuzberg durch Dieter Freytag gewonnen wurde, hat sich die Anzahl der Stelleninhabenden massiv erhöht. Wenn hier sowohl die IHK als auch Ratsmitglied Heermann fordern, Phantasie zu entwickeln, mithilfe weiterer Effizienzsteigerungen zum Beispiel durch Digitalisierung von Prozessen Kostendruck zu reduzieren, sind sie auf dem richtigen Weg. Unser Antrag, die Kennzahl „Anteil Beschäftigte im Bereich der Kernverwaltung am Aufwand insgesamt“ um jährlich 0,5 Prozentpunkte zu reduzieren, ist sachgerecht. Denn welche Stellen konkret wie bewirtschaftet werden entzieht sich dem Zugriff der Mehrheit des Hauses. Hier regiert der Wahlabsolutist allein.

An dieser Stelle will ich mich nicht intensiver zu dem unsäglichen Verfahren äußern, das der Bürgermeister gegen den Stadtrat angestrengt hat. Betonen will ich aber, dass es nicht hingenommen werden kann, dass der Stadtrat aller personalpolitischen Handlungsmöglichkeiten beraubt wird. Mit dem Paragrafen 62 der Gemeindeordnung steht dem Vorsteher der Verwaltung ein grundsätzlich umfassendes Personalbewirtschaftungsrecht im Rahmen der Gesetze zu. Der Verwaltungsleiter sei dazu legitimiert durch dessen Urwahl durch die wahlberechtigte Bevölkerung der Stadt. Im Zweifel reichen dafür Stimmen von 25 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Zur Wahl gehen, wenn es schlecht läuft, aber nur 50 Prozent der Wahlberechtigten die wiederum nur an die 75 Prozent der Stadtbevölkerung ausmachen. Laut Gemeindeordnung darf der Stadtrat, der sich ja selbst auch durch eine Urwahl legitimiert, sich nicht in die Personalentscheidungen des Verwaltungsvorstehers einmischen. Dies haben wir jetzt bei den Haushaltsberatungen deutlich zu verstehen bekommen, als wir beantragen wollten, eine Stabsstelle für das Management des Ehrenamtes einzurichten. Herr Freytag hat dazu klar gemacht, dass der Beschluss nur dahingehend zulässig ist, dass der Rat den Bürgermeister um so etwas bittet. Dass dann auch die personelle Zuordnung, so wie in anderen Fragen, nach seinen Kriterien erfolgt, versteht sich von selbst.

Es gibt dabei eigentlich nur eine Ausnahme und die ist im Paragrafen 73 der Gemeindeordnung festgehalten. Hier wird geregelt, dass die Geschäftskreise der vom Rat zu wählenden Beigeordneten im Einvernehmen zwischen dem Leiter der Bürgermeisterei und dem Stadtrat, dessen Mehrheit immerhin mehr als 50 Prozent der Wählerinnen und Wähler repräsentiert, festzulegen ist. Kommt dieses Einvernehmen nicht zustande, entscheidet der Stadtrat. Dies ist eigentlich völlig klar, wird aber durch verschiedene Rechtsverdreher verunklart. Da diese Frage von erheblicher Bedeutung ist, schließlich wird es kein Einzelfall bleiben, dass ein knapp legitimierter Verwaltungschef eine andere politische Ausrichtung hat, als die besser legitimierte Ratsmehrheit, können wir schon allein deshalb nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.

Dass wir in der Sache richtig liegen, habe ich auch schon mehrfach betont. Die Schwächen des Fachbereichs Schule liegen in den durch den Verwaltungsleiter zu verantwortenden Schnittstellenfragen zum Gebäudemanagement und zur IT sowie in den grundlegenden Steuerungsthemen einer unzulänglichen Schulentwicklungsplanung. CDU und GRÜNE haben bereits vor Jahren die Einrichtung und Besetzung von zwei Stellen gefordert, zum einen eine kompetente Wahrnehmung der Schulentwicklungsplanung in der Verwaltung selbst, um die völlig irren Schulentwicklungsplanungen externer Büros zu beenden, die oft nach wenigen Jahren um bis zu 100 Schülerinnen und Schüler falsch liegen, zum anderen eine Stelle für Fragen der Digitalisierung der Schulen, die im Fachamt bisher nicht zureichend behandelt wurden. Beide Stellenbesetzungen werden nunmehr umgesetzt, nachdem sich der Bürgermeister den Fachbereich zugeordnet hat.

Auch wenn wir hinsichtlich der Frage der Zuordnung des Fachbereichs Schule zum Dezernat des Verwaltungsleiters andere Auffassungen als Herr Freytag vertreten, möchten wir aber auch ganz besonders betonen, dass sich die Mitarbeitenden natürlich alle zum Wohl der Stadt einsetzen und ihren Job mit großem Engagement betreiben.

Ganz besonders gefreut hat uns die Auszeichnung für die Gleichstellungsbeauftragte Antje Cibura beim Gender Award. Es gab in einem bundesweiten Ranking der Aktivitäten von Gleichstellungsbeauftragen einen bemerkenswerten dritten Platz. Frau Cibura führt die Arbeit konsequent fort, die in Brühl schon seit Jahrzehnten von den Gleichstellungsbeauftragten voran gebracht werden. Es wäre gut, wenn Frau Cibura einmal an geeigneter Stelle darstellen könnte, was die Auszeichnung für die Verwaltung und ihre Arbeit bedeutet. Werden die Interessen von Frauen nunmehr leichter durchsetzbar sein? Wird sich Sprache und alltägliches Verwaltungshandeln auch als Miteinander der Personen verändern?

Ich bedanke mich im Namen meiner Fraktion bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung, entschuldige mich bei den Zuhörinnen und Zuhörern, die das alles zu lang fanden, für die Länge der Ausführungen, und bei denen, die entscheidende Themen vermisst haben, dafür, dass diese hier nicht auch noch angesprochen wurden.

Auf ein neues Jahr, das uns hoffentlich Perspektiven zeigt, wie wir die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad halten können.

Und:

Vielfalt macht stark! Einfalt macht einfältig!

ÖPNV: Restverkehr für Schüler, Alte und Arme oder Alternative zum kollabierenden Individualverkehr?

Die neuerdings Köln Bonn und Nachbarn genannte Region ist auch auf Jahre hinaus noch Wachstumsregion, wenn alles andere bereits schrumpft.

Auch ohne Bevölkerungswachstum wächst die Wirtschaft. Insbesondere wird mit einer 70 prozentigen Zunahme des Güterverkehrs gerechnet, der sich – mangels Alternativen – im wesentlichen auf der Autobahn abspielen dürfte.

Die Staus auf dem Kölner Autobahnring sind bereits heute nur noch mit Galgenhumor zu ertragen und sind nicht allein den Baustellen geschuldet. Auch ohne diese und auch mit den neu errichteten Fahrspuren und Superkreuzen – Ausbau Kreuz Leverkusen, Ausbau Köln- West alle ähnlich dem Bauwerk in Köln-Heumar – werden die Straßen diesen Wahnsinn nicht bewältigen.

Superkluge Schreiberlinge und Experten propagieren daher: Raus aus dem Auto und rein in die Bahn. Wahrscheinlich ein Vorschlag, der irgendwo auf dem Schreibtisch entstanden sein dürfte, doch weit weg von jeder Überprüfung an der Wirklichkeit.

Ein Vorschlag für den Praxistest dieser Vorschläge: Morgens zwischen sieben und acht einfach mal in Brühl oder in Erftstadt oder in Kerpen oder in Pulheim oder in Bergheim auf den Bahnsteig stellen und mit dem Zug nach Köln fahren. Da gibt es noch signifikante Unterschiede von „geht gerade noch“ in Brühl und Bergheim bis zu den grotesken Szenen in Erftstadt, wo ein bereits voller Zug noch von einhundert bis zweihundert weiteren Fahrgästen betreten werden soll.

Langer Rede kurzer Sinn: das System kollabiert.

Es gibt grundsätzlich zwei Richtungen, daran was zu tun: Mehr Verkehrswege oder weniger Verkehr.

Deutlich nachhaltiger ist auf jeden Fall: weniger Verkehr. Wie soll das gehen: Mehr zu hause arbeiten und größere Fertigungstiefen bei der Produktion. Dafür muss der Verkehr teurer werden. Doch das darf man nicht sagen, wie wir seit dem sogenannten 5 Mark Beschluss wissen. Aber was sicher geht, ist, die Kosten gerechter anzulasten: Maut nicht nur auf der Autobahn und Maut auch gewichtsabhängig erheben. Möglicherweise auch mit Boni für die Verschiebung der Fahrt auf Schwachlastzeiten. Größere Fertigungstiefe heißt, das Endprodukt weitgehend an einem Ort zu fertigen und nicht mit den Zwischenprodukten wieder auf die Autobahn zu fahren.

Das bringt vielleicht etwas, doch wenn es wirklich real was bewirken würde, würde es das auf die Freiheit des Waren- und Personenverkehrs fixierten Gesellschaftsmodell in Frage stellen. Daher bin ich da nicht so sicher.

Mehr Straßenbau wird gerade mit Hochdruck versucht, das wird auch in den nächsten Jahren noch intensiviert, zum Beispiel mit einem Autobahnkreuz von Aachener und Bonnstraße, mit dem Vollanschluss Frechen-Nord an der Bonnstraße, mit dem Ausbau des Kreuzes West, oder der Anschlussstelle Königsdorf an der A 4, mit Umgehungsstraßen in Hürth, Pulheim, Bergheim, mit einer neuen Rheinquerung in Wesseling und was noch alles denkbar ist.

Der Straßenbau wird aber nicht mit den Zuwächsen mithalten und gibt die falschen Signale. Wir brauchen eher den Ausbau von Verkehrssystemen mit weniger Flächenverbrauch und mit einem kleineren ökologischen Rucksack. Dies sind im Nahbereich zunächst ganz selbstverständlich die eigenen Füße und das Radfahren.

Um nachhaltige Wegeketten zu etablieren, muss der Anteil der Fuß- oder Radwege auf 15 Minuten je Richtung beschränkt werden. Damit sind Haltestellenradien von 1 km bei Zu- Fuß-Erreichbarkeit und 4 km bei Rad-Erreichbarkeit definiert.

Damit sind die Marken für integrierte Konzepte eigentlich auch gesetzt. Für das ortserschließende System sind Haltestellenradien von weniger als 1 km erforderlich. Für ein schnelles Regionalbus- oder ein schnelles Schienensystem sind Haltestellenradien von 3 – 4 km zumutbar.

Das ortserschließende System muss auf die Belange von Schülerinnen und Schülern ebenso angemessen eingehen wie eine flächenhafte Grundversorgung sichern. In angemessenen Zeiträumen von ebenfalls einer viertel Stunde sollte ein Haltepunkt des schnellen Regionalbusnetzes oder der schienengebundenen Nahverkehrs erreicht werden.

Mit dem regionalen Netz sollten die Ziele in den Ballungszentren in Zeiträumen erreichbar werden, die nicht mehr als doppelt so lang sind, wie die Zeiten im motorisierten Individualverkehr.

Das heißt, dass ein Verkehrssystem erforderlich ist, mit dem aus den Subzentren wie Pulheim, Bergheim, Kerpen, Erftstadt, Frechen, Hürth, Brühl oder Wesseling der Kölner Hauptbahnhof in einer halben Stunde erreicht werden kann. Für die Anfahrt zu den Umsteigepunkten in den schnellen Regionalverkehr – auch von Bedburg oder Elsdorf aus gedacht – darf nicht länger als eine viertel Stunde Fahrzeit erforderlich sein.

Dies ist nur realisierbar, wenn zwischen dem Regionalverkehr und dem ortserschließenden Verkehr differenziert wird.

Die GRÜNEN haben ihre Position hierzu im Kreistagswahlprogramm wie folgt festgelegt:

„Stärkung und Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV)

Zentral in Flächenkreisen ist es, das Bussystem ergänzend zum Schienensystem so auszubauen, dass schnelle RegioBusse die Flächen grobmaschig, aber vollständig, erschließen, die Kommunen untereinander und mit der Schiene verbinden. In den Kommunen sollten dann stadt- oder Ortsbussysteme wie in Brühl und Hürth die schnellen RegioBusse ergänzen.“

In der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft verhindern viele Kommunen ein attraktives Bussystem, weil sie von den Regionalbussen die Ortserschließung billig erledigen lassen.

…“

In der Umsetzung dieser Forderung tun sich zwischenzeitlich ungeahnte Abgründe auf. Insbesondere die sogenannte Nordkreiskommunen torpedieren die Umstellung auf ein

System differenzierter Erschließung ganz erheblich. Sie halten fest an der Finanzierung der Regionalbusse durch eine Regelung nach der 50 Prozent der Kosten durch die allgemeine Kreisumlage und 50 Prozent durch die Kommunen nach Platzkilometern bezahlt werden.

Reine Ortsbuslinien und Stadtbusse werden demgegenüber zu 100 Prozent durch die Kommune bezahlt. Damit ist es für die Kommunen vorteilhaft, die Ortserschließung durch die Regionalbusse machen zu lassen. Die Stadtbuskommunen Brühl und Hürth zahlen ihre Systeme zu 100 Prozent selbst. Erftstadt oder Bedburg lassen ihre lückenhafte Ortserschließung zur Hälfte über die allgemeine Kreisumlage bezahlen, die von allen Kreiskommunen aufgebracht wird.

Zweiter stabilisierender Sachverhalt ist die nicht gesetzkonforme Struktur der Kreisverkehrsgesellschaft: der 100 prozentige Eigentümer Kreis stellt im entscheidenden Aufsichtsrat lediglich 3 von 13 Mitgliedern, die 10 Kommunen stellen die anderen. Damit ist der Kreis nicht in der Lage, seiner Funktion als Aufgabenträger des Öffentlichen Nahverkehrs gerecht zu werden und eine an Nachhaltigkeit, Effizienz und Kundennähe orientierte Nahverkehrsplanung durchzuführen und umzusetzen. Fortschreibungen des Nahverkehrsplans geschehen aktuell auf Zuruf der Kommunen. Diese Praxis – legitimiert durch Hinweise darauf, dass die Kommunen schließlich alles zahlen – ist nicht gesetzeskonform. Die Kreise sind Aufgabenträger des ÖPNV, damit hat der Kreistag genuin eigene Rechte, die nicht durch die Kommunen oder die Bürgermeisterkonferenz aufgehoben werden können.

Stabilisierend ist drittens schließlich, dass der Bereich des ÖPNV in der Kreisverwaltung lediglich durch ein Referat Nahverkehr wahrgenommen wurde, das nicht in der Lage war, dem Unternehmenskomplex RVK/REVG auch nur annähernd irgendwelche Vorgaben machen zu können.

Die GRÜNE Fraktion hat auf diese Situation durch ein Bündel von Aktivitäten reagiert.

Aus dem Referat Nahverkehr wurde ein ÖPNV-Amt gemacht und mit einer fachkompetenten Amtsleitung besetzt. Damit ist der Kreis aufgestellt, um das von den GRÜNEN beantragte Gutachten zur zukünftigen Organisation des ÖPNV im Rhein-Erft-Kreis auf den Weg zu bringen und diese Arbeit zu begleiten. In diesem Gutachten sollen verschiedene Fragen diskutiert werden: wie kann die REVG gesellschaftsrechtlich gesetzeskonform aufgestellt werden? Wie können vor der Europäischen Richtlinie 1270 aus 2007, die eigentlich zwingend Ausschreibungen der Dienstleistungen verlangt, künftig Aufträge vergeben werden? Sind weiterhin In-House-Geschäfte erlaubt? Wie ist der Komplex REVG/RVK zu verstehen, der von vielen Kreistagsmitgliedern als Beispiel für rheinischen Klüngel wahrgenommen wird. So soll die REVG die RVK mit dem Busbetrieb beauftragen und die ordnungsgemäße Durchführung kontrollieren. Aber die REVG lässt nicht nur den Busbetrieb durch die RVK erledigen, sondern auch die Buchhaltung. Kontrolliert da nicht der Auftragnehmer den Auftraggeber?

Nach der Diskussion des Gutachtens sind dann die entsprechenden politischen Beschlüsse zur Veränderung der Gesellschaftsstruktur und zur Austarierung des Verhältnisses von ÖPNV-Amt und REVG/RVK zu treffen.

Dabei ist dann auch die Finanzierung so zu ordnen, dass der Defizitausgleich für die Regionalbuslinien zu 100 Prozent aus der allgemeinen Kreisumlage und der Defizitausgleich für die Orts- und/oder Nachbarortsverkehre zu 100 Prozent von der/den bestellenden Kommune/n nach Platzkilometern getragen wird.

Auf dieser neuen Grundlage erst ist es sinnvoll, den Nahverkehrsplan fortzuschreiben und hierbei durch den Kreistag festzulegen, welche schnelle Regionalbusse die Regionalfunktion ausüben sollen und in Abstimmung zwischen betroffenen Kommunen und dem Kreis festzulegen, welche Stadtbus-, Orts- und/oder Nachbarortsverkehre die Ortserschließung durchführen. Der Nahverkehrsplan legt auch fest, welche Qualitätsstandards bei der Bestellung von Busleistungen zugrunde zu legen sind.

Die durch den Kreistag festzulegenden regionalen Schnellbuslinien fahren auch in Schwachlastzeiten und am Wochenende in merkbaren Takten auf möglichst stringenter Streckenführung zwischen zwei Schienenverknüpfungspunkten alle mittleren und größeren Ortslagen mit einer ausgedünnten Haltestellendichte an und bieten an zentralen Lagen und den Schienenverknüpfungspunkten Mobilitätsstationen zur Optimierung des Übergangs von Individualverkehr zum ÖPNV, mit P&R-Anlagen, Elektroladestationen, Carsharing, Radstation, WC-Anlagen und Kiosk für Fahrscheinverkauf und Artikel des täglichen Bedarfs. Die schnellen Regionalbusse fahren auch an Wochenenden und Feiertagen, in Randzeiten notfalls als Linientaxi. Der Linienverlauf der schnellen Regionalbusse ist durch Kreistagsbeschluss im Nahverkehrsplan festzulegen. Änderungen bedürfen der Veränderung des Nahverkehrsplans.

Ergänzende Orts- und Nachbarortslinien beauftragt der Kreis und/oder seine Verkehrsgesellschaft im vertraglich abzusichernden Auftrag der jeweiligen Kommunen, sofern diese nicht selbst Stadtbusgesellschaften betreiben.

Die Verkehrsgesellschaft muss vollständig durch den Aufgabenträger gesteuert werden. Die Abstimmung zwischen den Kommunen und dem Kreis hinsichtlich der Fortschreibung der Nahverkehrsplanung ist in einem gesonderten Beirat richtig aufgehoben. Orts- und Nachbarortslinien sind von den betroffenen Kommunen nach Abstimmung im Beirat Nahverkehr festzulegen und über den Kreis zu bestellen. Kommunen können den Orts- und Nachbarortsverkehr im Rahmen von Stadtbusgesellschaften aber auch selbst übernehmen.

Das Leistungscontrolling übernimmt für die schnellen Regionalbusse und die über den Kreis bestellten Orts- und Nachbarorts-Busverkehre das ÖPNV-Amt.

Daneben gibt es natürlich noch weitere Handlungsfelder, wie jüngst im Beschlussentwurf für den Kreisparteirat durch die Kreistagsfraktion auf Vorschlag der Projektgruppe Nahverkehrsplan beantragt:

„Der SPNV – also der schienengebundene öffentliche Personennahverkehr – ist die Grundlage für einen schnellen und effizienten Nahverkehr, der allein in der Lage ist, dem drohenden Verkehrsinfarkt der gesamten Region entgegen zu wirken.

Daher sind alle DB-Nahverkehrsstrecken zu sichern und möglichst in eine S-Bahn- Bedienung einzubringen. Dabei gilt aber, dass auf jeden Fall durchgehende Verbindungen zwischen Bedburg, Bergheim und Köln aufrecht zu erhalten sind.

Der Ausbau der S-Bahn-Stammstrecke wird akzeptiert. Damit einher geht, dass die jetzt in Horrem endende S-Bahn-Linie nach Bergheim, Bedburg und Grevenbroich verlängert wird und dass die RB-Strecke über Pulheim nach Grevenbroich und Mönchengladbach ebenso durch eine S-Bahn ersetzt wird.

Erst sehr langfristig ist mit dem S-Bahn-Ring Köln-West zu rechnen, so dass die Nahverkehrsverbindungen Köln – Erftstadt – Euskirchen – Trier und Köln – Brühl – Bonn – Koblenz anderweitig zu sichern und auszubauen sind.

Bei den Stadtbahnlinien sind Verlängerungen nach Pulheim und nach Hürth-Mitte weiter erforderlich. Ernsthaft zu prüfen ist der Betrieb auf der Querbahn Brühl-Wesseling durch den Verschwenk von Zügen der Linien 16 und 18 auf die jeweils andere Trasse.“

Nicht erneut erwähnt wurden dabei die noch immer gültigen Forderungen nach einem größeren P&R-Haus in Kalscheuren nach Vorbild Weiden-West und der gemeinsame Haltepunkt on Eifelbahn (Köln-Euskirchen-Trier) und Vorgebirgsbahn (Linie 18) in Fischenich.