Phantasialand nur mit Vorsicht zu genießen

Gutes Leben mit Freizeitpark unvereinbar

Die Bürgerinitiative BOVIVO fragte dezidiert nach Positionen zur Phantasialandausdehnung.

Im Rahmen des Wahlkampfs zur Kommunalwahl im August 2009 beantwortete ich Fragen der Bürgerinitiative BOVIVO nach Grünen Positionen zum Phantasialand.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Vielen Dank für Ihr Engagement und Ihr Schreiben. Selbstverständlich kenne ich Ihre Aktivitäten und weiß Ihr Engagement für den Umwelt- und Landschaftsschutz im Brühler Süden zu würdigen.

BOVIVO und die Initiative 50 Tausend Bäume sind die wichtigsten Gegner einer ungehemmten Ausdehnung des Phantasialands.

Sie wissen, dass Sie sich dabei auf eine konsequente Politik von Bündnis 90 / Die Grünen – kurz GRÜNE – verlassen können, ob im Stadtrat, im Kreistag, im Regionalrat, im Land- oder Bundestag. Als Partei können wir auf den unterschiedlichen politischen Ebenen im Sinne der Sache, der Umwelt und der Menschen konsequente und integrierte Lösungsperspektiven verfolgen.

Die GRÜNEN sind damit hinreichend zu unterscheiden von anderen Parteien, die spätestens ab Kreisebene alle eigentlich für den Ausbau des Phantasialands sind, nur vielleicht zu Wahlkampfzeiten nicht. Die GRÜNEN sind damit aber auch hinreichend zu unterscheiden von den Freien Wählervereinigungen, deren oberster Grundsatz, Bürgerwünschen dienstbar zu sein, zu oft skurrilen Verrenkungen und Positionsrevisionen führt, denn der Bürgerwille umfasst den Wunsch nach Ruhe und nach Abenteuer, ob im Phantasialand oder auf der Autobahn.

Dass unser integrierter Politikansatz über die unterschiedlichen Ebenen funktioniert, ist gerade am Beispiel Phantasialand erkennbar. So sind wir im Brühler Stadtrat engagiert in der Sache und versuchen aus der Minderheitensituation heraus für eine Abwägung der Interessen einzutreten, die eben nicht zulasten der Nachbarn des Phantasialandes und zu Lasten der Natur geht. Hier ist insbesondere meine Ratskollegin Agnes Niclasen zu nennen, die im Planungsausschuss aber auch bereits im Mediationsverfahren die kritischen Punkte immer wieder anspricht. Im Kreistag setzen wir uns, im wesentlichen auch durch meine Person, mit der zustimmenden Positionierung der anderen Fraktionen und auch mit den Gutachten des Phantasialandes kritisch auseinander (mehr auf www.gruene-rek.de/kreistagsfraktion). Im Regionalrat versuchen der Hürther Horst Lambertz und seine Fraktionskollegen – wie Sie sicher der Presseberichterstattung entnommen haben – die Planänderung zur Erweiterung um 30 ha zu verhindern. Die Landtagsfraktion und die Bundestagsfraktion waren mit Oliver Keymis, Bärbel Höhn und Undine von Plottnitz an den Aktionen gegen die Phantasialanderweiterung in der Ville beteiligt.

Zur Kommunalwahl 2009 haben wir uns sowohl im Wahlprogramm der GRÜNEN im Rhein-Erft-Kreis also auch im Programm und in einem speziellen Themenflyer zum Phantasialand eindeutig und kritisch gegenüber den Expansionsplänen des Phantasialandes positioniert.

Zur Sache selbst: Lange nachdem der Braunkohlentagebau Brühl verlassen hatte, haben zwei Schausteller bei der Stadt Brühl nachgefragt, ob sie in einer ehemaligen Kohlegrube einen Märchenwald errichten dürfen. Der muss etwa so anheimelnd gewesen sein wie der in Altenberg. Das Geschäft lief ganz gut, aber damit die Besucherinnen und Besucher auch öfter kommen, mussten immer wieder neue Attraktionen her. So entstand über die Jahrzehnte das, was die eigene Werbung als „besten Freizeitpark Deutschlands“ anpreist.

Da zu Anfang nicht über Lärmgrenzwerte, Naturschutz, Feinstaub- und Verkehrsbelastung nachgedacht wurde, spitzte sich die Situation im Zuge der Salamitaktik des Betreibers immer mehr zu. Kein Expansionsschritt ist davon abhängig gemacht worden, ob denn die Nachbarn zustimmen. Nur durch die Umweltgesetzgebung ist sichergestellt, dass die Naturinteressen vertreten durch die Umweltverbände überhaupt eine Rolle spielen.

Als besonders dreist habe ich empfunden, wie im Rahmen der
Beantragung von 16 ha Erweiterungsfläche in den Villewald durch die Stellungnahme der Stadt Brühl versucht wurde, diesen Erweiterungsantrag auf 30 ha aufzubohren. Meine in einer Kreistagsrede bekundeten Zweifel an der Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens sind inzwischen durch die Beschlusslage im Regionalrat bestätigt worden. Das Verfahren muss von vorn beginnen.

Grundsätzlich sind wir als GRÜNE der Meinung, dass sich das Phantasialand mit den gegebenen Flächen begnügen muss. Wir lehnen die Ausdehnung über die L 194 (Phantasialandstraße / Schnorrenberg) ebenso ab, wie die Nutzung des Naturschutzdreiecks zwischen Berggeist-, Phantasialandstraße und Autobahn.

Darüber hinaus ist mit den künftigen Umbauten auch für eine Verbesserung des Lärmschutzes zu sorgen. Neue offene Lärmquellen wie der Wasserspielplatz sind konsequenterweise auch abgelehnt worden.

Offen in der GRÜNEN Diskussion ist, wie wir zu einer Überbauung der jetzt als Parkplätze genutzten Flächen Richtung Osten stehen. Voraussetzung wäre auf jeden Fall, dass hier für dauerhaften Lärmschutz gesorgt würde, möglicherweise mit einer abschließenden Gebäudekante. Ebenso offen ist die Frage, ob wir uns ein Parkhaus auf der westlichen Seite der Berggeiststraße südlich der Autobahn vorstellen können, so wie sie der Forst vorschlägt.

Ganz generell gilt, dass sich die GRÜNEN insgesamt ein Betriebskonzept wünschen, dass auf lärmintensive offene Attraktionen verzichtet und eher auf ein Unterhaltungskonzept für Generationen jenseits der 30 setzt. Aber das geht uns als Fraktion ja nichts an. Erst im Rahmen eines generellen Konzeptes, das auf die Forderungen auch von Umweltverbänden und Nachbarn abgestellt ist, können wir uns eine Unterstützung des Phantasialands vorstellen.

Wir sind insbesondere nicht von der wirtschaftlichen Bedeutung des Phantasialandes für die Stadt und für den regionalen Arbeitsmarkt überzeugt. Wir haben bis heute trotz mehrfacher Nachfragen keine Ahnung, ob und wenn ja wie viel an Gewerbesteuern durch die diversen Firmen unter dem Dach Phantasialand gezahlt werden. Wir wissen auch nicht, wie teuer die Saisonarbeitskräfte der Bundesanstalt für Arbeit in der Nichtsaison kommen.

Doch nun zu den Fragen im Einzelnen, wobei diese nicht isoliert vom übrigen Schreiben veröffentlicht werden dürfen!

  1. Sie fragen nach Maßnahmen gegen die wachsende Lärmbelästigung der Anwohner. Wir schlagen Betriebskonzepte vor, die auf ruhigere Unterhaltung zielen. Es sollten keine neuen offenen Lärm erzeugenden Attraktionen mehr genehmigt werden. Die weitere Planung des Areals muss sich den Maßgaben von Lärm- und Naturschutz unterordnen.
  2. Sie fragen danach, ob meine Partei oder ich Lärmbelastungen in reinen Wohngebieten mit durchschnittlich 57 dB(A), in Spitzen auch mehr, auch an Sonn- und Feiertagen für akzeptabel halten. Nein, wir halten das für nicht akzeptabel.
  3. Auch die Attraktion „Wakabato“ halten wir für nicht akzeptabel.
  4. Durch die Westerweiterung des Phantasialandes in den Villewald käme es zu zusätzlichen Belastungen der Bürgerinnen und Bürger in Pingsdorf und Badorf. Ja, wir sehen das auch so. Wahrscheinlich würde die Lärmbelastung durch den Wegfall des Waldes auch noch weiter nach Brühl herein strahlen. Wir lehnen die Westerweiterung des Phantasialands ab.
  5. Über die lärmgeschützte Überbauung der Parkplätze des Phantasialandes können wir erst dann urteilen, wenn uns ein Gesamtkonzept vorliegt, dass nachweist, dass die gewünschten Ergebnisse tatsächlich erzielt werden können. Darüber hinaus muss die betroffene Nachbarschaft einer solchen Planung natürlich erst zustimmen.
  6. Sie wollen wissen, ob wir wissen, wie hoch die Feinstaubbelastung (in Tonnen) bereits heute durch den An- und Abreiseverkehr des Phantasialandes ist und wie hierdurch die Gesundheit der Brühler Bürgerinnen und Bürger belastet wird. Darüber hinaus möchten Sie wissen, ob wir eine Abholzung im Villewald für innehmbar halten und ob wir den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach einer lebenswerten und damit lärm- und feinstaubarmen Wohnumgebung unterstützen. Sorry, ich weiß wirklich nicht, wie viele Tonnen Feinstaub die mit dem Auto an- und abreisenden Phantasialandbesucherinnen und -besucher auf Brühler Stadtgebiet lassen und wie hoch konkret die dadurch entstehende Gesundheitsbelastung der Brühler Bürgerinnen und Bürger ist. Insgesamt produziert der motorisierte Verkehr zu viel an Feinstaubbelastungen. Darüber hinaus ist er ja auch am CO2-Ausstoß beteiligt und heizt das Klima auf. Systematische Zusammenhänge zwischen Allergien und Atemwegserkrankungen und Feinstaubbelastungen sind mir bekannt. Generell ist daraus zu folgern, dass wir die Verkehrssysteme umstellen müssen auf eine umweltfreundliche und gesunde Mobilität (Öffentliche Verkehrsmittel, Radeln, Gehen). Der Individualverkehr ist auf solargestützte Elektroantriebe oder Wasserstoffbrennstoffzellensysteme umzustellen. Für das Phantasialand kann ich mir immer noch eine Anbindung an die Stadtbahnlinie 18 über die Autobahntrasse vorstellen.
  7. Die überbaubaren Flächen des Phantasialandes sind der ehemalige Busparkplatz, einige Flächen, auf denen jetzt Verwaltungsgebäude stehen, und die Parkplätze bei Verlagerung in ein Parkhaus jenseits der Autobahn.
  8. Die Frage verstehe ich grammatikalisch nicht.
  9. Als alter Katholik weiß ich natürlich die stillen Feiertage zu schätzen und finde, da sollte auch im Phantasialand Ruhe herrschen. Generell sollte der Betrieb des Phantasialands vielleicht auf sechs von sieben Tagen beschränkt werden. Täuschen Sie sich nicht, ebenso wichtig wie die Kommunalwahl ist auch die Bundestags- und vor allem auch die Landtagswahl im kommenden Jahr. Sie können sicher sein, dass auch in der CDU Landtagsfraktion Mehrheiten zu finden sind, die den Verkauf des Villewaldes beschließen. Zumal dieser durch die angedachten Ausgleichsflächen auch für die CDU und ihren Landrat äußerst attraktiv sind. Das Phantasialand soll nämlich den Wald in der Erftaue rund um die Gymnicher Mühle aufforsten. Aber was schreibe ich so viel: Laden Sie mich ein und stellen Sie mich zur Rede, möglichst bald. Vielleicht helfen Sie mir, bei der Wahl des Stadtrats den Wahlkreis 5 direkt für die Grünen zu gewinnen? Unterstützung könnte ich auch für die Kandidatur zum Kreistag gebrauchen, hier bin ich Direktkandidat im Brühler Wahlkreis 30 und auf Platz 6 der Reserveliste.
    Mit freundlichen Grüßen
    Johannes Bortlisz-Dickhoff

Bundestagswahl 2005 bringt große Koalition

Die Bundestagswahl am 18. September 2005 brachte keine eindeutigen Regierungsmehrheiten zustande. Weder Rot-Grün noch Schwarz-Gelb können aus eigener Kraft eine Regierung wählen. Die Spekulationen schießen ins Kraut.

Am Ende – so wissen wir inzwischen – steht die große Koalition mit Angela Merkel als Bundeskanzlerin. Ich meine, ein weiterer Meilenstein auf dem Weg der DDR – isierung der BRD.

Direkt nach der Wahl schrieb ich im September 2005:

Was mein Ergebnis im Wahlkreis 92 Erftkreis I angeht, will ich, nachdem ich zweimal drüber geschlafen habe, feststellen, dass die GRÜNEN Mitglieder mich ganz toll unterstützt haben und dass ich viel Sympathie den GRÜNEN und mir persönlich gegenüber gesprürt habe.

Dass sich Gabi Frechen so toll behauptet hat, finde ich keinen Beinbruch für mich, im Gegenteil. Sie hat einen fairen und sauberen Wahlkampf durchgeführt und sich

als sympathisch und in ihren Fachgebieten sehr kompetent dargestellt.

Die Auftritte von willi-wählen.de waren von einem anderen Kaliber. Er war nicht zu ehrlich, sondern zu rüpelhaft. Aber so kennen und so schätzen wir ihn, oder?

Dass auch bei den Zweitstimmen die Bäume nicht in den Himmel wuchsen, liegt wie überall im Lande daran, dass die Hartz IV – Bezieher sich allein gelassen fühlen. Die Reformen bringen für sie erstmal nur Nachteile. Die Vorteiler, wie die besseren Vermittlungsmöglichkeiten, greifen noch nicht. Daher ist die Wahl der Heilsversprecher von der reinen linken Lehre nicht überraschend.

Dass aber auch die SPD bei den Zweitstimmen so gut dasteht, hat mit der massiven Angst der Leute vor den Drohungen von Merkel zu tun: Mehrwertsteuererhöhung und Abschaffung ausgerechnet der Schichtzuschläge bei Reduzierung der Spitzensteuersätze und Gleichbesteuerung der Reichen und weniger Reichen: das wollen die Leute nicht und da war ihnen wichtig, die SPD stärker als die CDU zu machen. Ganz geklappt hat es nicht.

Ich würde mich freuen, wenn sich die Sympathien für GRÜNE darin zum Ausdruck bringen, dass wir mehr Mitglieder bekommen. Wir sind dafür offen.

Tödlich wäre es aber, wenn wir bei den Koalitionsgesprächen eine Jamaika-Koalition von CDU-FDP-GRÜNEN machen würden. Die Leute erwarten von uns eine auch an sozialen Standards orientierte Politik.

Kurz vor der Wahl Mitte September schrieb ich noch:

Wer SPD wählt, muss mit der großen Koalition unter Merkel rechnen. Nur GRÜNE Stimmen verhindern die CDU-Regierungsbeteiligung.

Bortlisz-Dickhoff zeigt sich in einer Erklärung am 16. September 2005 mit dem GRÜNEN Einsatz im Wahlkampf zufrieden.

„Ich bin mit dem grünen Wahlkampf im Rhein-Erft-Kreis sehr zufrieden. Obwohl dies die vierte Kampagne innerhalb von 18 Monaten war, haben die Mitglieder in den Ortsverbänden sehr engagiert gearbeitet.

Dabei mussten wir mit sehr bescheidenen Geldmitteln zurechtkommen. Für meinen Kandidatenwahlkampf – also für die Flyer und die Plakate – hat der Kreisverband 1.850 Euro einschließlich Mehrwertsteuer ausgegeben. Wenn ich mir die Materialschlachten der anderen Kandidaten anschaue komme ich zum Schluss: Von Gleichheit der Wahlen kann eigentlich keine Rede sein.

Die meisten Wege habe ich mit der Bahn und dem Fahrrad zurückgelegt. Nur morgens um 6 in Bergheim oder Sindorf am Bahnhof zu sein, geht nicht mit der Bahn. Mehr als vierzig unterschiedliche Termine kamen zusammen.

Mit der Resonanz kann ich auch zufrieden sein.

In den Podiumsdiskussionen hatten Cylajew und Effertz immer die gleichen schwachen Argumente.

Cylajew will den öffentlichen Dienst um ein Drittel schrumpfen um mit dem eingesparten Geld die Lohnnebenkosten zu senken. Dann springt der Konkunkturmotor an und die ehemals öffentlich Beschäftigten erhalten einen Job in der freien Wirtschaft (oder habe ich da was falsch verstanden?).

Effertz will ganz unverblümt die „Leistungsträger“ entlasten, die schaffen Arbeitsplätze und dann geht es allen gut. Dass sich diese Leistungsträger mit den Arbeitsplätzen in das billigere Ausland verflüchtigen ist für die FDP kein Problem.

Ich fürchte, dass viele Wähler, denen die GRÜNEN sehr sympathisch sind, die SPD stärken wollen, weil sie Angst vor Merkels Steuer- und Außenpolitik bekommen. Daher noch einmal der Appell: Wer SPD wählt, muss mit der großen Koalition unter Merkel rechnen. Nur GRÜNE Stimmen verhindern die CDU-Regierungsbeteiligung.“

Meinen Wahlaufruf nannte ich:

Natürlich Johannes

Zur Bundestagswahl 2005 kandidiere ich im Wahlkreis 92 Erftkreis I für DIE GRÜNEN. Es gilt die Aufforderung: Erststimme: Johannes Bortlisz-Dickhoff

Zweitstimme: DIE GRÜNEN

Johannes Bortlisz-Dickhoff ist seit 1981 bei den GRÜNEN, Mitglied des Brühler Rates, des Kreistages und der Landschaftsversammlung Rheinland.

„Je mehr Zweitstimmen die GRÜNEN bekommen, desto stärker wird die GRÜNE Fraktion. Wir alle wollen Vollbeschäftigung. Wegen immer größerer Effizienz und weltweiter Konkurrenz wird dieses Ziel immer schwieriger zu erreichen. Daher brauchen wir auf der einen Seite eine soziale Grundsicherung und europaweit harmonisierte Mindestlöhne. Wir können uns nicht gegen Europa und die Welt abschotten, wie es die Linkspartei will. Auf der anderen Seite brauchen wir in der globalisierten Welt innovative Ideen für das Wirtschaftswachstum. Wir müssen daher CDU und FDP daran hindern, zur Atomenergieförderung zurückzukehren, denn das gefährdet die Zukunftstechnik regenerative Energien. Zur Nutzung von Wind, Wasser, Sonne und Erdwärme hat unsere Region und unser Land Know How und Chancen. Ebenso wichtig ist, dass wir gesunde Lebensmittel produzieren und eindeutig und verständlich kennzeichnen. Innenpolitisch wollen wir ein Klima der Toleranz und für Chancengleichheit aufrechterhalten; dem Terrorismus ist mit Intelligenz und Augenmaß zu begegnen. In der Außenpolitik ist die gute und an den Vereinten Nationen orientierte Arbeit fortzusetzen. Als wichtiges Ziel steht nämlich über allem unser Einsatz für eine Welt und eine Zukunft, die für uns und unsere Kinder lebenswert bleibt. Also: die Zweitstimme natürlich für die GRÜNEN.

Mit der Erststimme wählen Sie mich persönlich in den Bundestag. Ich werde mich für die Reformen einsetzen, die wichtig für unser Überleben und das unserer Kinder ist. Andere meinen, dass die Umwelt- und Überlebensfragen zweitrangig sind und halten an den Risikotechnologien Atomtechnik und grüne Gentechnik fest. Die Erststimme für mich ist die richtige Wahl: natürlich!“

Wozu GRÜN?

Die von den Grünen gestellten Fragen bleiben, aber die grünen Antworten müssen sich weiterentwickeln. Damals wie heute war und ist es richtig, der vom Club of Rome aufgeworfenen Frage nach den Grenzen des Wachstums nachzugehen. Damals wurde von den Grünen völlig zurecht gesagt: So geht es nicht weiter. Die Atomenergie, das Waldsterben, die Entrechtung der Frauen, der Hunger und die Unterdrückung der Menschenrechte weltweit, und vieles andere mehr erforderte vor zwanzig Jahren eine klare Stimme einer außerparlamentarischen und parlamentarischen Opposition.

Die Grünen wollen ein gutes Haus bauen. Eines für die kommenden Generationen. Eines für die Gleichberechtigung der beiden Geschlechter. Eines für alle Völker dieser Welt.

Die Grünen haben Themen geschaffen und besetzt und sich gegen den einseitigen technologischen Fortschrittswahn gestellt.

Der kritiklosen Vorstellung der Machbarkeit der Atomenergie wird das „Atomkraft – Nein danke“ entgegengesetzt. Mit ihren Quotenregelungen und ihrer Politik für die Emanzipation der Frauen in der Gesellschaft erzielten die Grünen tatsächliche und hoffentlich nicht mehr rückholbare Erfolge. Keine Partei, kein Unternehmen, keine Verwaltung kommt heute mehr an dem Thema vorbei. Mit ihrer Protestkultur und der Kultur einer Alternativen Partei wurde ein für die gesamte Gesellschaft wichtiges Experimental-Labor unterhalten.

Dessen Erkenntnisse wurden – frei nach Maybrit Illner – mit großem Spaß in der übrigen Gesellschaft abgekupfert und vermehrt.

Die Grünen errichteten also einen Bauplatz, schmiedeten Pläne und fingen an, den Rohbau für ein Haus zu errichten, indem sich eines Tages alle Menschen tatsächlich wohl fühlen werden. Dabei haben die Grünen Erfahrungen gemacht.

Klar wurde, dass reale Widerstände durch Parolen allein nicht überwindbar sind. Zu wissen, was zu erledigen ist, reicht nicht. Die Grünen waren und sind gefordert zu sagen, wie es geht.

Die Grünen haben in dieser Beziehung bereits zu Oppositionszeiten im Bundestag Bahnbrechendes geleistet. Nur: Konzepte allein schalten kein Atomkraftwerk ab, Konzepte allein führen nicht zu den gewünschten Veränderungen.

Eine Partei muss bereit sein, auch selbst die Veränderungen durchzuführen, mit anzupacken und sich auf das Vorhandene einzulassen, so schlecht es auch ist.
Der Bau dieses neuen Hauses hat sich als notwendiger Umbau des Vorhandenen erwiesen. Der Neubau kann nicht importiert werden, er muss mit dem Baumaterial errichtet werden, das beim Abriss des Alten übrig blieb.

Der Neubau wird ein Recycling-Haus. Photovoltaik braucht Sand, Windmühlen sind aus Metall, Biomasse-Kraftwerke unterscheiden sich anlagentechnisch nicht all zu sehr von Gaskraftwerken. Sonnenkollektoren bestehen aus Metall und Glas.

Die ersten Entwurfsplanungen für den Bau überzeugen uns, einige Prototypen für neue Anlagentechniken werden erfolgreich ausprobiert. Sie funktionieren tatsächlich schon im vorhandenen Altbestand: Kraft-Wärme-Kopplung, Wind- und Sonnenenergienutzung. Alles Märkte, die funktionieren und Arbeitsplätze schaffen.

Im großen und ganzen gilt aber, dass bestenfalls der Keller und die erste Etage des Rohbaus steht. Der Wind pfeift durch Türen und Fenster, das Dach fehlt, noch immer wird sabotiert. Die bisherigen Erfolge werden von interessierter Seite schlecht geredet, der ganze Bau für nicht machbar erklärt.

Die Grünen wollen keinen Krieg. Aber die Welt richtet sich nun einmal nicht nach dem Willen von Ortsverbänden, den Gesprächen in der Szenekneipe oder nach Sprüchen aus den Mitternachtsspitzen im „Alten Wartesaal“.

Natürlich wollen die Grünen schnellstmöglich aus der Atomenergie aussteigen. Aber weder Kabarettisten noch BUND-Vorsitzende können erläutern, wie das denn schneller gehen soll. Und zwar ganz praktisch. Rechner-Szenarien sind nicht die Wirklichkeit und berücksichtigen nicht die ganz realen gesellschaftlichen Machtverhältnisse, die sich auch durch eine grüne Regierungsbeteiligung nicht einfach in Luft auflösen.

Die Kommissare, Ministerinnen und Minister, in der Europäischen Kommission, in der Bundesregierung und den Landesregierungen, die Mitglieder des Europaparlamentes, des Bundestages, der Länderparlamente, der Bezirke, der Kreistagen und Stadträte, sie alle setzen sich unermüdlich dafür ein, ganz real, ganz praktisch, in ganz kleinen oder mitunter etwas größeren Schritten Fortschritte in Sachen nachhaltige und gerechte Entwicklung zu erzielen.

Die Grünen können stolz auf sich sein und auf das, was sie schon erreicht haben. Es ist doch aber ganz selbstverständlich, dass noch nicht alles erreicht wurde. Dafür war die Zeit zu knapp.

Die Betonung liegt aber auf dem noch nicht. Denn selbstverständlich werden die Grünen ihre Ziele erreichen – und wenn es noch weitere zwanzig Jahre dauern sollte. Denn die Grünen sind zäh und unkaputtbar.

Niemand kann sich in einem Rohbau wohl fühlen, in dem der Wind durch die Fenster pfeift und vom Dach noch nichts zu sehen ist. Noch sind wir nicht raus aus der Atomenergie, noch immer werden Kriege ausgetragen, noch immer sterben Menschen an Hunger und Seuchen, noch immer werden Frauen gesteinigt und unterdrückt, noch immer werden Kinder gequält.

Tragen wir nicht heute und auch in Zukunft die Verantwortung dafür, diese Katastrophen zu beenden?

Die Grünen meinen es ernst mit dem Umbau. Wer die Welt solidarisch, gerecht und nachhaltig einrichten will, braucht aber vor allem eines: Geduld und langen Atem.

Diese Welt gibt’s nicht im Supermarkt. Streng genommen, gibt es sie überhaupt noch nicht. Da helfen nicht die Propheten der Spaßgesellschaft, die meinen, sie hätten, direkt neben dem Ersatzfallschirm noch eine Ersatzwelt im Kofferraum und ihren persönlichen Ersatzteilklon bei Dr. Mabuse um die Ecke.

Liebe Wählerinnen und Wählern, unser Bau steht heute erst im Rohbau. Denkt aber daran, dass Stoiber und Merkel, Westerwelle und Möllemann keine dringenderen Bedürfnisse verspüren, als diesen Rohbau wieder einzureißen.

Was bleibt, wenn Grün geht?